Stellungnahme der DVPB Hessen zur geplanten Schließung des Haus am Maiberg

Der hessische Landesverband der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) protestiert gegen die angekündigte Schließung des Haus am Maiberg in Hep- penheim und bittet das Bistum Mainz, die Schwere der Entscheidung zu bedenken und sie sachangemessen zurückzunehmen.

Die Abwicklung des Hauses würde der hessischen und darüber hinaus auch der bun- desdeutschen politischen Bildung schweren Schaden zufügen. Das Haus am Maiberg hat sich in den letzten 25 Jahren zu einer zentralen Institution in Hessen und der Bun- desrepublik entwickelt, in der sich politische BildnerInnen zum äußerst fruchtbaren, produktiven, streitbaren und zukunftsgerichteten Austausch trafen. Dies geschah ins- besondere unter der Leitung von Benedikt Widmaier.

Im Haus am Maiberg kamen Menschen zusammen, die sich sonst in dieser Form nicht getroffen hätten: LehrerInnen aller Schulformen und WissenschaftlerInnen aus den Er- ziehungswissenschaften und Fachdidaktiken, die zu politischer Bildung als Schulfach, zu politischer Bildung als fächerübergreifendem Schwerpunkt und zur außerschuli- schen Jugend- und Erwachsenenbildung arbeiten, trafen in Heppenheim ebenso auf- einander wie Kinder, Jugendliche, SchülerInnen, VertreterInnen der Zivilgesellschaft, Studierende, Promovierende und Emeritierte.

Als außerschulische und außeruniversitäre Bildungsstätte eröffnete das Haus am Mai- berg insbesondere auch SchülerInnen – als Schulklasse und individuell – und Studie- renden Möglichkeiten, politischen Themen zu begegnen und miteinander zu diskutie- ren sowie Methoden der politischen Bildungsarbeit kennenzulernen und zu erproben. Das Bistum Mainz hat mit dem Haus am Maiberg – gerade für die politische Bildung in Hessen – einen zentralen Ort der Begegnung, des Austausches, der Weiterbildung und des Diskurses für Menschen aus unterschiedlichen Kontexten und mit verschie- denen Hintergründen geschaffen und damit auch wesentlich – weit über Konfessions- und Landesgrenzen hinweg – zwischen Kirche und Gesellschaft vermittelt.

In enger Zusammenarbeit mit der DVPB Hessen, der Bundes-DVPB und anderen Ver- bänden entstanden am Haus am Maiberg Arbeitskontexte mit neuen und nachhaltigen Impulsen. Zeugnisse hierfür sind die zahlreichen Tagungen und Publikationen, die aus

Veranstaltungen in Heppenheim hervorgegangen sind. Die Veranstaltungen adres- sierten in den letzten Jahren zum Beispiel Fragen der Partizipation, Erinnerungspäda- gogik im Kontext des Holocaust, Rassismus und Rassismuskritik oder auch das Ver- hältnis von Religion und politischer Bildung. Wie wichtig die Bildungsarbeit im Haus am Maiberg für das Bundesland Hessen ist, zeigte sich z. B. im Jahr 2016, als die Regionalstelle Süd des Demokratiezentrums Hessen dort angesiedelt wurde. Seither werden im Haus am Maiberg nicht nur wichtige Koordinierungsaufgaben im Rahmen der Mobilen Beratung bei Problemen mit Rechtsextremismus und Rassismus wahrge- nommen, sondern auch zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen für MultiplikatorInnen und pädagogische Fachkräfte angeboten.

Der Landesverband Hessen der DVPB hat durch die Zusammenarbeit mit dem Haus am Maiberg seine eigene Arbeit über Jahrzehnte so intensiviert, dass wir uns heute mit WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen außerschulischer und schulischer politi- scher Bildung zusammen für die Belange der politischen Bildung in Hessen und dar- über hinaus engagieren. Aus dieser engen Zusammenarbeit heraus wurde der Leiter des Haus am Maiberg, Benedikt Widmaier, in den Landesvorstand der DVPB Hessen und auch den Bundesvorstand der DVPB gewählt.

Die DVPB Hessen appelliert an das Bistum Mainz auf, seine Entscheidung, das Haus am Maiberg zu schließen, zu überdenken und in einen gemeinsamen Diskurs über die Zukunft der politischen Bildungsarbeit zu treten.

Die Mitglieder des Vorstandes der DVPB Hessen

  • Dr. Christoph Bauer – Studienrat in Frankfurt/M.
  • Jörn Bollinger – Studienrat in Wiesbaden
  • Anka Bruns-Junker – Justus-Liebig Universität Gießen
  • Prof. Dr. Andreas Eis – Universität Kassel
  • Dr. Susann Gessner – Philipps-Universität Marburg
  • Juliane Hammermeister – Studienrätin in Frankfurt/M.
  • Philipp Klingler – Philipps-Universität Marburg
  • Maria Schneider – Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Marcel Studt – Studienrat in Frankfurt/M.
  • Dr. Martina Tschirner – Goethe-Universität Frankfurt und Chefredakteurin der POLIS

 

 

Schweriner Erklärung der GEW

Der Landesvorstand der DVPB Hessen begrüßt die Schweriner Erklärung der GEW. Wir teilen die Auffassung, dass politische Bildung selbstverständlicher Bestandteil jeglicher Bildungsprozesse werden muss. Junge Menschen, wie auch Menschen in beruflicher Aus- und Weiterbildung sollen die Kompetenzen erlangen, die nötig sind, um politische, technische und soziale Entscheidungen in ihren Folgen und Verschränkungen einschätzen zu können. Politische Bildung steht in der Verantwortung, die Lernenden bei der Entwicklung einer reflektierten Wertehaltung zu fördern.
Die Schweriner Erklärung ist hier abrufbar:

Klaus Ahlheim (1942–2020) – ein Nachruf

„Solange politische Erwachsenenbildung an dem Ziel eines autonomen Subjekts festhält, kann sie auf rationale Aufklärung nicht verzichten.“ (Klaus Ahlheim)

Am 17. Juni verstarb Prof. Dr. Klaus Ahlheim in seiner Wahlheimat Berlin.

Klaus Ahlheim war Professor für Erwachsenenbildung. Entgegen allen konstruktivistischen, affirmativen und modernistischen Konjunkturen hielt er an einer emanzipatorischen und an Aufklärung orientierten Bildung, vor allem der politischen Bildung fest. Der bildungspolitisch durchgesetzten Markt- und Verwertungsideologie hat er sich argumentationsstark widersetzt. Um diese Themen kreisen viele seiner zahlreichen bedeutenden Schriften; die wichtigste dürfte sein 1990 veröffentlichtes und 2008 neu aufgelegtes Buch mit dem programmatischen Titel „Mut zur Erkenntnis“ sein.

Ahlheim studierte Theologie, zunächst in Marburg. Dort machte er die Erfahrung, dass die NS-Zeit keine Rolle spielte und manche seiner Professoren „erzreaktionär“ waren. Hier liegt wohl ein Schlüssel für seine Abwehr gegen Nationalismus und Fundamentalismus. Sein Studium setzte Ahlheim in Berlin und Mainz fort. Hier konkretisierte sich sein pädagogisches Grundverständnis, das er so beschreibt: „Solide Information, Wissen, Erkenntnis, auch wenn sie mühsam und unbequem sind, haben etwas Befreiendes, machen auch politisches Handeln erst möglich, ohne sie ist Pädagogik Zurichtung und Indoktrination.“

1972 promovierte Ahlheim in München mit einer Arbeit über Max Webers Religionssoziologie. 1971 wurde er Vikar in Ingelheim am Rhein. Ein Jahr später ging er als Studentenpfarrer nach Frankfurt, das blieb er bis 1981. Diese Zeit war für ihn, wie er schreibt, „eine Befreiung“. Denn Ahlheim öffnete seine Arbeit für kritische Positionen und Vertreter der nachwirkenden Studentenunruhe.

1981 habilitierte er sich in Frankfurt mit einem Thema zur Arbeiterbildung in der protestantischen Erwachsenenbildung. Im folgenden Jahr wurde er auf eine Professur für „Erwachsenenbildung und Außerschulische Jugendbildung“ in Marburg berufen. Hier wandte er sich auch der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit zu.

1994 nahm er einen Ruf der Gesamthochschule Essen, später Universität Duisburg-Essen, an. Seine Themen in Seminaren, Vorträgen und Veröffentlichungen waren Arbeiterbildung, Vorurteilsforschung, Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und weitere Akzentuierungen einer emanzipatorischen politischen Bildung.

Nach seiner Emeritierung zog er Bilanz: Er kritisierte das „betriebswirtschaftliche Neusprech“ in der Weiterbildung. Die Universität wurde für ihn zu einer „modernen Berufszurichtungsanstalt“.

In seinem letzten Wohnsitz veröffentlichte er eine Reihe von Schriften, die sich kritisch mit dem Zustand der politischen Bildung, dem Rechtsextremismus und Ethnozentrismus beschäftigen.

Klaus Ahlheim war eine kantige, kraftvolle und konflikterprobte Person, bis zuletzt ein meinungsstarker Vertreter einer kritischen politischen Bildung.

Klaus-Peter Hufer

Verschiebung des Hessischen Politiklehrertags 2020

Aufgrund der aktuellen Corona-Situation hat sich der Vorstand der DVPB-Hessen entschieden, den für den September 2020 geplanten Politiklehrertag zu verschieben. Die Verschiebung ist uns nicht leichtgefallen, insbesondere da wir viele spannende Referentinnen und Referenten gewinnen konnten. Wir freuen uns daher bereits jetzt auf die Durchführung im kommenden Jahr.

Als neuer Termin wurde der 22.9.2021 festgelegt.

Erste Stellungnahme zur Antwort des Ministerpräsidenten Prof. Dr. Lorz zu den geplanten Maßnahmen zur Stärkung schulischer politischer Bildung in Hessen

Am 25.02.2020 erfolgte eine Stellungnahme des Kultusministers auf eine Kleine Anfrage durch Christoph Degen (SPD) im hessischen Landtag. Die vollständige Anfrage sowie die Antwort des Ministers sind unter folgendem Link abrufbar http://starweb.hessen.de/starweb/LIS/servlet.starweb?path=LIS/PdPi_FLMore20.web&search=WP%3d20+and+R%3d2629 .

Die DVPB Hessen teilt die Auffassung des hessischen Kultusministeriums (HKM), dass das Verständnis von politischen Prozessen und politische Urteilsfähigkeit elementare Voraussetzungen für die Partizipation eines mündigen Bürgers in einer Demokratie darstellen.

Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, ist es aus Sicht der DVPB jedoch nicht hinnehmbar, dass der Anteil des Fachs Politik und Wirtschaft, der im Schuljahr 2018/2019 an öffentlichen Schulen fachfremd unterrichtet wurde, in den Schulamtsbezirken zwischen 12,9 Prozent und 32,9 Prozent lag. Die schulische politische Bildung muss aus Sicht des Landesverbandes durch sozialwissenschaftlich und fachlich qualifizierte Lehrkräfte kompetent unterrichtet werden. Dies ist derzeit nicht durchgängig gegeben, weshalb wir das HKM auffordern, die benötigten Politik-Wirtschaft-Lehrkräfte einzustellen bzw. hierfür neue Stellen zu schaffen.

Um die Ausweitung des Faches Politik und Wirtschaft in der Sekundarstufe I zu ermöglichen, wird vom HKM ein Mehrbedarf von etwa 50 Stellen an Hauptschulen und integrierten Gesamtschulen angenommen. Auch diese Stellen müssen daher durch entsprechend ausgebildete Lehrkräfte besetzt werden.

Des Weiteren fordert die DVPB Hessen das HKM auf, die Planungen zur Sicherstellung einer Ausweitung des Politikunterrichts zeitnah abzuschließen. Politische Bildung sollte in jeder Klassenstufe als eigenes Fach unterrichtet werden. Nur so kann das Leitbild politischer Bildung, mündige Bürgerinnen und Bürger, erreicht werden.

„Aufgeklärt statt autonom“: Gutachten zu fragwürdigem Unterrichtsmaterial des Innenministeriums

Die beiden Vorstandsmitglieder Christoph Bauer und Martina Tschirner haben im Auftrag der GEW Hessen ein Gutachten zu einem Bildungsmaterial des Vereins „Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung“  in Zusammenarbeit mit dem hessischen Innenministerium: „Aufgeklärt statt autonom“ soll vor Gefahren des Linksextremismus warnen.
Im Kern zeigt das Gutachten auf, dass das Unterrichtsmaterial eher als didaktisierter Verfassungsschutzbericht zu lesen ist, der als Bildungsmaterial zudem manipulativ, einseitig, verfälschend und unkritisch aufgebaut ist.
Der Bericht ist über die Seite der GEW abrufbar.

Tagung 2020: Fachliche Bildung und digitale Transformation in Regensburg

Fachliche Bildung unterliegt grundlegenden Veränderungen im Zei­chen digitaler Transformation. Diese zeigen sich auf der Ebene fachli­chen Lehrens und Lernens. So wandeln sich die Rollenverteilung von Lehrenden wie  Lernenden und das Bewusstsein darüber, wie Verant­wortung in beiden Gruppen verteilt  und genutzt werden kann. Lern­zeiten lassen sich individualisieren und Schülerinnen und Schülern er­öffnen sich neue Räume für selbstgesteuertes und partizipatives fach­liches Lernen. Zugleich sind digitale Formen der Gewinnung, Darstel­lung, Vermittlung und Aneignung fachlichen Wissens  und fachbezo­gener Fähigkeiten weit mehr als neue Werkzeuge des Lehrens und Lernens im Fach. Vielmehr unterliegt jedes Fach und jede Fachdidak­tik auf je eigene Weise einem Prozess digitaler Transformation. Die­ser schließt fachdidaktische Forschung und die Anforderungen an die Lehrerbildung in der ersten, zweiten und dritten Phase mit ein. Auch Fragen digitaler Ethik im Zeichen von Algorithmisierung, Big Data und KI sind berührt.

Die Tagung wird von der Gesellschaft für Fachdidaktik (GFD) ausgerichtet. Die GDF ist der Dachverband der fachdidaktischen Fachgesellschaften in Deutschland, in der auch die DVPB Mitglied ist.

Weitere Informationen finden sich auf der Website der Regensburger Universität: https://www.uni-regensburg.de/physik/didaktik-physik/gfd-tagung-2020/index.html

Neue Impulse: Vorstandsklausur in Heppenheim

Etwa ein Jahr nach der Wahl des aktuellen DVPB-Landesvorstandes in Hessen fand am 29.11. und 30.12. in Heppenheim (Haus am Maiberg) die Vorstandsklausur statt. Diskutiert wurde unter anderem ein Positionspapier mit der Forderung nach einer Stärkung der politischen Bildung in allen Phasen der Lehrerausbildung und im Verhältnis zur Demokratiepädagogik, beschlossen wurde unter anderem die Durchführung verschiedener Veranstaltungen im Jahr 2020.

Weitere Informationen folgen demnächst im Jahresbrief der DVPB-Hessen!IMG-20191204-WA0000

Tagungsbericht „Das Politische in ‚unpolitischen‘ Disziplinen“

von Philipp Klingler

Für eine zweitägige Fachtagung unter dem Titel „Das Politische in unpolitischen Disziplinen” trafen sich am 30. September und 1. Oktober 2019  politische Bildner/innen aus der Schule und der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung, Lehrer/innen ganz verschiedener Fächer und Wissenschaftler/innen aus Politikwissenschaft, Politischer Bildung und Sozialer Arbeit im Haus am Maiberg (Heppenheim). Benedikt Widmaier, erster Vorsitzender der DVPB Hessen, hat in Kooperation mit den Landesverbänden der DVPB Hessen und Baden-Württemberg sowie der Heidelberg School of Education diese Tagung organisiert.

Anlass für die Tagung sind die Entwicklungen in Deutschland und der Welt in den letzten Jahren: Obwohl die Öffentlichkeit politisiert wie seit einigen Jahrzehnten nicht mehr wirkt (siehe etwa die Fridays for Future-Bewegung), sieht sich die politische Bildungsarbeit durch Meldeplattformen der „Alternative für Deutschland“ unter Druck gesetzt. Wird Kontroversität zunehmend als störend für die Gesellschaft und die politische Bildungsarbeit selbst gesehen, entpolitisiert sich diese in gefährlichem Maße. Vor diesem Hintergrund diskutierten Teilnehmer/innen aus verschiedenen Handlungsfeldern der politischen Bildung über Politisierung, Entpolitisierung und den politischen Gehalt von unpolitisch wirkenden Disziplinen, wie etwa den Naturwissenschaften.

Den Auftakt gestaltete Juniorprofessor Dr. Alexander Wohnig (Universität Siegen) entlang der Frage, was das Politische in der politischen Bildung eigentlich sei. Er ging von der These aus, dass die politische Bildung in Theorie, aber auch Praxis, unter einer zunehmenden Entpolitisierung und Individualisierung politischer Angelegenheiten leide. Vor diesem Hintergrund machte Wohnig deutlich, dass die Frage nach dem Kern politischer Bildung aktueller denn je ist, will politische Bildung noch ihrer Zielvorstellung mündiger Bürger/innen nachkommen. Anhand seiner empirischen Untersuchungen zeigte Wohnig exemplarisch auf, wie in sozialen Projekten (service learning) auch das politische Lernen umgesetzt werden kann.

Stefan Schäfer (TH Köln) sprach anschließend aus Sicht der Sozialen Arbeit über die Immanenz des Politischen in der Jugendarbeit und Jugendbildung. Er plädierte für eine Soziale Arbeit, die nicht nur das Individuum, sondern auch die Gesellschaft fokussiert. Da das Politische dem gemeinsamen Leben inhärent sei, müsse Soziale Arbeit eine partizipatorische Perspektive im Sinne ihrer Adressat/innen einnehmen.

Die außerschulische politische Bildung an Volkshochschulen war Thema eines Vortrags von Jun.-Prof. Dr. Alexander Wohnig und Dr. Veith Selk (TU Darmstadt). Unter dem Titel “Politischer Populismus überall” stellten sie ein Weiterbildungsangebot für Dozierende an Volkshochschulen zum Themenfeld (Rechts-)Populismus vor.

Diese Vorträge dienten als Vorbereitung für vier Workshops, die sich alle mit dem “Politische in unpolitischen Disziplinen” befassten: Dr. Thomas Schneidermeier vom Goethe-Gymnasium Bensheim und dem Zentrum für Chemie berichtete zu den Möglichkeiten politischer Bildung in den MINT-Fächern, insbesondere Chemie. Er stellte das Projekt „Schule 3.0 – Chemie“ des Zentrums für Chemie (ZFC) vor und zeigte dabei, wie naturwissenschaftliche zugleich gesellschaftliche Themen sind. Ralph Blasche (Neue Gymnasiale Oberstufe, Frankfurt) stellte theoretische Zusammenhänge und praktische Anknüpfungspunkte zwischen Deutschunterricht und politischer Bildung vor. Dabei verdeutlichte er die schon jetzt vorhandenen Möglichkeiten und Perspektiven des Deutschunterrichts an dem geltenden Kerncurriculum in Hessen. In einem zweiten Slot beschäftigten sich Maria Schneider (Universität Gießen) mit Religion als Thema politischer Bildung und Marcel Studt (Heinrich-Kleyer-Schule, Frankfurt) mit dem politischen Gehalt des Ethikunterrichts.

Der Tag wurde durch ein gemeinsames Résumé, moderiert von Benedikt Widmaier, zusammengefasst. Im Zentrum der Plenumsdiskussion stand die Frage, wie man den politischen Gehalt scheinbar “unpolitischer Disziplinen” stärker in den Vordergrund rücken könne.

Der zweite Tag wurde mit der Vorstellung der Leitperspektive Bildung für nachhaltige Entwicklung von Johanna Weselek (Heidelberg School of Education) und dem neu herausgegebenen Leitfaden Demokratiebildung von Robert Feil (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg) in Baden-Württemberg begonnen. Anschließend stellte Theresa Rütermann (Uhland Grundschule, Mannheim zurzeit abgeordnet an die Heidelberg School of Education) ihr entwickeltes, durchgeführtes und evaluiertes Praxisprojekt zu politischer Bildung mit Grundschüler/innen vor.

In gemeinsamer Diskussion wurden die Erkenntnisse sowie die offenen Fragen der Veranstaltung zusammengefasst und mit Hinblick auf ihren Transfer hinterfragt. Einig waren sich alle Teilnehmer/innen, dass Bildung niemals unpolitisch sein kann – und darf!  Durch das Zusammenkommen der verschiedenen Akteure der politischen Bildungslandschaft – von Lehrer/innen, politischen Bildner/innen in außerschulischen Zusammenhängen über Hochschullehrer/innen und auch Mitarbeiter/innen der Transferstelle für Politische Bildung (ihr Tagungsbericht ist hier zu finden) – wurden zahlreiche Perspektiven der zukünftigen Kooperationen in diesen grundlegenden Fragen und zentralen Herausforderungen gefunden.