„Solange politische Erwachsenenbildung an dem Ziel eines autonomen Subjekts festhält, kann sie auf rationale Aufklärung nicht verzichten.“ (Klaus Ahlheim)
Am 17. Juni verstarb Prof. Dr. Klaus Ahlheim in seiner Wahlheimat Berlin.
Klaus Ahlheim war Professor für Erwachsenenbildung. Entgegen allen konstruktivistischen, affirmativen und modernistischen Konjunkturen hielt er an einer emanzipatorischen und an Aufklärung orientierten Bildung, vor allem der politischen Bildung fest. Der bildungspolitisch durchgesetzten Markt- und Verwertungsideologie hat er sich argumentationsstark widersetzt. Um diese Themen kreisen viele seiner zahlreichen bedeutenden Schriften; die wichtigste dürfte sein 1990 veröffentlichtes und 2008 neu aufgelegtes Buch mit dem programmatischen Titel „Mut zur Erkenntnis“ sein.
Ahlheim studierte Theologie, zunächst in Marburg. Dort machte er die Erfahrung, dass die NS-Zeit keine Rolle spielte und manche seiner Professoren „erzreaktionär“ waren. Hier liegt wohl ein Schlüssel für seine Abwehr gegen Nationalismus und Fundamentalismus. Sein Studium setzte Ahlheim in Berlin und Mainz fort. Hier konkretisierte sich sein pädagogisches Grundverständnis, das er so beschreibt: „Solide Information, Wissen, Erkenntnis, auch wenn sie mühsam und unbequem sind, haben etwas Befreiendes, machen auch politisches Handeln erst möglich, ohne sie ist Pädagogik Zurichtung und Indoktrination.“
1972 promovierte Ahlheim in München mit einer Arbeit über Max Webers Religionssoziologie. 1971 wurde er Vikar in Ingelheim am Rhein. Ein Jahr später ging er als Studentenpfarrer nach Frankfurt, das blieb er bis 1981. Diese Zeit war für ihn, wie er schreibt, „eine Befreiung“. Denn Ahlheim öffnete seine Arbeit für kritische Positionen und Vertreter der nachwirkenden Studentenunruhe.
1981 habilitierte er sich in Frankfurt mit einem Thema zur Arbeiterbildung in der protestantischen Erwachsenenbildung. Im folgenden Jahr wurde er auf eine Professur für „Erwachsenenbildung und Außerschulische Jugendbildung“ in Marburg berufen. Hier wandte er sich auch der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit zu.
1994 nahm er einen Ruf der Gesamthochschule Essen, später Universität Duisburg-Essen, an. Seine Themen in Seminaren, Vorträgen und Veröffentlichungen waren Arbeiterbildung, Vorurteilsforschung, Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und weitere Akzentuierungen einer emanzipatorischen politischen Bildung.
Nach seiner Emeritierung zog er Bilanz: Er kritisierte das „betriebswirtschaftliche Neusprech“ in der Weiterbildung. Die Universität wurde für ihn zu einer „modernen Berufszurichtungsanstalt“.
In seinem letzten Wohnsitz veröffentlichte er eine Reihe von Schriften, die sich kritisch mit dem Zustand der politischen Bildung, dem Rechtsextremismus und Ethnozentrismus beschäftigen.
Klaus Ahlheim war eine kantige, kraftvolle und konflikterprobte Person, bis zuletzt ein meinungsstarker Vertreter einer kritischen politischen Bildung.
Klaus-Peter Hufer